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Besucher

Die Tage haben wir Besuch hier, gestern Abend kam ein kleines Team aus Kınık Höyük an, heute erwarten wir Besuch vom Ausgrabungsteam aus Zeyve Höyük (Porsuk). Beide Orte liegen jenseits des Taurusgebirges. Für die Gäste gibt es eine Tell-Tour, anschliessend ein Barbecue. Die Daheimgebliebenen haben dafür allerlei Leckereien vorbereitet! Die Ausflügler – sprich der Abwaschtrupp – besucht am Morgen das nahe gelegene Anazarbos: eine weitläufige Siedlung sowie eine mittelalterliche Burg, die sich inmitten der Ebene auf einem Inselberg erhebt. Eine imposante Erscheinung!

 

Informationen zu Anazarbos:

Anazarbos liegt am Fusse eines mächtigen 4.5 km langen Inselberges, einem Ausläufer des Taurus-Gebirges. Die erhöhte Lage des Inselberges ermöglichte die Kontrolle über die wichtigen Verkehrswege des östlichen Ebenen Kilikien. Im Westen wird der Burgberg durch eine steile Klippe begrenzt, während im Osten das Gelände relativ weich abfällt. Nach Münzlegenden ist der Ort seit dem 1. Jh. v. Chr. besiedelt. Aufgrund von Oberflächenfunden wird jedoch eine hellenistische Besiedlung ab dem 3. Jh. v. Chr. vermutet. Im 1. Jh. erlebte die Stadt unter der Herrschaft der Tarkondimotiden einen Aufschwung. Augustes gründet die Stadt 19. v. Chr. neu. In römischer und byzantinischer Zeit wuchs die Stadt stetig weiter und gewann an Bedeutung. Ab dem 8. Jh. steht die Stadt zeitweise unter byzantinischer, arabischer und ab 1111 unter armenischer Herrschaft. Aus der Spätantike stammen mehrere Kirchenbauten.  Die noch heute hoch anstehende Stadtmauer geht auf die arabische Zeit, gründet aber wahrscheinlich auf einem byzantinischen Bau. Auf dem knapp 200 m die Ebene überragenden Burgberg befindet sich die armenische Burg mit Krönungskirche und ausgedehnte Rester einer byzantinischen Burganlage. Im Norden erstreckt sich über dem Inselberg eine einzelne Mauer in nord-südlicher Richtung, die über 600 m lang erhalten ist. Den Hauptbereich der Burg bilden aber zwei Höfe, die von einem dreistöckigen Donjon getrennt werden. Der grössere südliche Hof wird im Osten und Süden von einer Mauer mit Bastionen geschützt. Der nördliche Hof ist hingegen auf allen Seiten von Befestigungsmauern umgeben. Zahlreiche Räume und Kammern schliessen im Inneren direkt an diese Mauern an.

Nachdem das bereits seit hellenistischer Zeit besiedelte Anazarbos im 7. Jh. n. Chr. während den arabischen Feldzügen zerstört wurde, war Harun ar-Raschid 796 der erste, der die Stätte wieder befestigen liess. Zwischen 804 und 855 fanden die ersten Einfälle durch Herrscher des Byzantinischen Reiches statt, aber erst in einer Angriffskampagne 962 unter der Führung Nicephorus Phocas konnte die Stadt erobert werden. 1111 wurde Anavarza von dem Rubeniden Thoros I. erobert und fiel so in armenische Hand. Im Jahr 1137 eroberte der byzantinische Kaiser Johannes II. Kilikien zurück. Aber schon 1148 floh Thoros II. aus byzantinischer Gefangenschaft und es gelang ihm, die Festung Anavarza einzunehmen. Nach einer kurzen Besetzung 1162 übergab der byzantinische Kaiser Manuel I. Thoros II. den Titel des Sebastos und somit die Herrschaft über ganz Cilicia Pedias. Anavarza wurde zum administrativen Zentrum des Kleinarmenischen Königreiches bis dieses zwischen 1180 und 1190 nach Sis verlegt wurde. Im Jahr 1374 fiel Anavarza unter den Feldzügen der Mameluken und ein Jahr später das gesamte Kleinarmenische Reich. Unter allen diesen unterschiedlichen Herrschaften wurde die Burg ausgebaut und renoviert. 

 

Zahlreiche Reisende haben die Stätte im 19. Jh. besucht, unter ihnen Ch. Texier (1936); V. Langlois und Getrude Bell. M. Gough führte 1950-51 einen Survey durch, die erste epochenübergreifende Darstellung stammt von F. Hild und H.-G. Hellenkemper. Von 2004-2006 führte das DAI Istanbul unter der Leitung von R. Posamentir in Zusammenarbeit mit M. H. Sayar (Universität Istanbul) und H. Stümpel (Universität Kiel) einen Survey durch. 

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